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Soziales Lernen an der Aggertalschule

Gewaltfrei lernen

Bildungsaufgabe von Schule ist es u.a. Schülerinnen und Schüler zu befähigen, selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln. Sie sollen eigene Meinungen vertreten, sowie die Meinung anderer achten und Verständnis und Toleranz gegenüber den Entscheidungen anderer entwickeln (Vgl. Schulgesetz NRW – SchulG, §2 (6)). Soziales Lernen ist somit ein wichtiger Bestandteil schulischen Lernens. Darüber hinaus bilden emotional-soziale Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern einen wichtigen Baustein eines positiven Schulklimas, in dem sich eine gelingende Lernatmosphäre aufbauen kann.

Die Aggertalschule Donrath setzt seit Jahren das Trainingsprogramm „Gewaltfrei Lernen“ um. Hierbei werden in Trainingseinheiten mit externen Trainern und durch wöchentliche Auffrischungs- und Übungseinheiten innerhalb des Klassenverbandes Handlungswerkzeuge erlernt und gefestigt, um sozial-emotionale Kompetenzen bei Kindern zu stärken. Wichtige Bausteine sind z.B. die „Stopp-Regel“, in der die Kinder feste Sprach- und Handlungsmuster einüben, um frühzeitig ihrem Gegenüber die Überschreitung eigener Grenzen zu verdeutlichen und sich Hilfe zu holen. Soziale Kompetenzen wie die „liebe Mauer“ oder das „Wegholen aus einer Situation“ befähigen Kinder, sich gegenseitig zu helfen und zu deeskalieren, wenn es zu einer Konfliktsituation kommt. Ebenso erinnert die „Elefantenhaut“ als Methode der Emotionsregulation die Schüler, Konflikte zu umgehen und die Situation zu deeskalieren. „Wiedergutmachungen“ ermöglichen es den Kindern, sich für eigene Streitanteile zu entschuldigen und wieder ein friedvolles Miteinander entstehen zu lassen. Bei massiven körperlichen Vergehen oder wiederholten verbalen, physischen oder psychischen Verletzungen erfolgt ein Eintrag in das rote Buch, der mit einer Information an die Erziehungsberechtigten einhergeht. (Zum Konzept Gewaltfrei Lernen vgl. Wanders (2013), insbesondere S.107ff. und www.gewaltfreilernen.de).

Seit 2021 befindet sich das Kollegium der Aggertalschule sowie der Ogata zudem auf dem Weg, das Bensberger Mediationsmodell (BMM) als wichtige Ergänzung an der Aggertalschule zu implementieren. Das Bensberger Mediationsmodell ist ein Modell zum Aufbau einer konstruktiven Konfliktkultur in der Schule. Kinder sollen lernen, mit vermittelnder, mediativer Unterstützung der Pädagogen, ihre Konflikte selbstständig zu bearbeiten und eine einvernehmliche Lösung für ihre Probleme zu finden. In einem weiteren Schritt sollen Schülerinnen und Schüler befähigt werden, zunehmend ohne Unterstützung durch Erwachsene ihre Konflikte zu lösen (vgl. Betting et al. (2018), S.8). Durch eine enge Verzahnung von Prävention und Intervention mit inhaltlich gleichbleibenden Abläufen erlernen Kinder Schlüsselkompetenzen wie Konfliktlösestrategien, Umgang mit eigenen und fremden Emotionen, Empathie und den Umgang im sozialen Miteinander (vgl. Betting et al. (2018), S.4). Im Zuge der Prävention wird an Hand von Streitgeschichten (Klassenprogramm „Anders streiten“) die Konfliktklärung nach dem BMM eingeübt. Kinder lernen im Rollenspiel nach einem klar strukturierten Sprach- und Handlungsmuster friedlich Konflikte zu lösen. Im Baustein der Intervention wird unterschieden zwischen der „Erst-Hilfe im Streit“, einer Kurzintervention, die zur Klärung kleinerer Konflikte genutzt wird und dem ausführlichen Konfliktgespräch, das im Rahmen einer Streitschlichtung zeitlich und inhaltlich besonders ausgeweitet ist. Beides erfolgt nach denselben Sprach- und Handlungsabläufen, die den Kindern aus der Präventionsarbeit schon bekannt sind. Die „Erst-Hilfe im Streit“ kann auch durch Streithelfer, also speziell ausgebildete Schüler erfolgen. Sind die beiden ersten Bausteine gut implementiert, kann eine selbstständige Konfliktlösung der Schüler nach den gleichen Abläufen durch ein „Hosentaschenbuch“, also einen eigenen kleinen Leitfaden der Schüler eingeübt werden (vgl. Betting et al. (2018), S. 10f.).

An der Aggertalschule werden auf der präventiven Ebene in den Klassenstufen 1-4 jeweils zwei bis drei Streitgeschichten pro Halbjahr mit den Kindern bearbeitet. Eine Klärung kleinerer Konflikte nach der „Erst-Hilfe im Streit“ wird von dem Kollegium in Aufsichten und im Unterricht eingesetzt. Die den Kindern aus der Prävention bekannten Abläufe sind durch Bildkarten visualisiert, die in jedem relevanten Raum aufgehängt sind und bei Streitigkeiten einen transparenten Klärungsablauf gewährleisten. Die ausführliche Streitschlichtung wird von Frau Schwicking (Sozialpädagogin) zweimal pro Woche und im dringenden Bedarfsfall angeboten. Die Anmeldung erfolgt in der Regel freiwillig durch die Schüler. Der Inhalt ist vertraulich und wird nur mit Einverständnis von allen beteiligten Kindern an Lehrkräfte oder Eltern weitergegeben. Als Streithelfer werden Kinder aus der dritten und vierten Klasse von Frau Wenzel (Lehrkraft) und Frau Bönninghausen (OGATA) in einer AG geschult, um ebenfalls in Pausen, im Nachmittagsbereich und im Unterricht bei Streitigkeiten zu unterstützen.

Gerade der Schulbeginn stellt viele Kinder vor eine große emotionale, soziale und kognitive Herausforderung. Dem tragen wir Rechnung, indem das „Verhaltenstraining für Schulanfänger“ (Petermann et al. (2016)) als Präventionsprogramm zur Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen Bestandteil des Unterrichts der ersten Klasse ist. In diesem werden insbesondere die Bereiche Aufmerksamkeitssteigerung, Fremd- und Selbstwahrnehmung von Gefühlen, Emotionsregulation sowie Problem- und Konfliktlösestrategien geschult. Das Training findet in Form einer Schatzsuche statt, geleitet durch die Chamäleon-Handpuppe „Ferdi“. Der Umfang beträgt 24-27 Schulstunden. (vgl. Petermann et al. (2016), S. 45-55)

Bei Bedarf werden in der 2. Klasse in Kleingruppen Themen aus dem Verhaltenstraining erneut aufgegriffen und vertieft. Ebenso besteht die Möglichkeit, bei Bedarf auch in der 3. und 4. Klasse in Kleingruppen oder mit der gesamten Klasse ein Verhaltenstraining durchzuführen. Hierfür nutzen wir das „Verhaltenstraining in der Grundschule“ (Petermann et al. 2019). Dies umfasst bis zu 26 Fördereinheiten. Schwerpunkte sind die Wahrnehmung eigener und fremder Emotionen, Emotionsregulations- und Konfliktbewältigungsstrategien sowie der Aufbau von Werten wie Fairness, Selbstverantwortung und Zivilcourage.

Die benannten Bausteine im Sozialen Lernen legen ihren Schwerpunkt auf unterschiedliche Kompetenzen, die ineinandergreifen und so zu einer Steigerung der emotional-sozialen Reife und einem gelungenen Schulklima beitragen sollen. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Verena Schwicking (Sozialpädagogin).

Literatur:

Betting, S., Braun, G., Mennekes, M., Püttmann, U., Schuster-Mehlich, G., Würbel, A. (2018): Kinder lernen Konflikte lösen. Das Bensberger Mediationsmodell im Primarbereich. MeMoMixGbR

Petermann, F., Koglin, U., von Marées, N., Petermann, U. (2019): Verhaltenstraining für die Grundschule. Ein Programm zur Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen. 3. Auflage. Göttingen: Hogrefe

Petermann, F., Natzke, H., Gerken, N., Walter, H. (2016): Verhaltenstraining für Schulanfänger. Ein Programm zur Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen. 4. Auflage. Göttingen: Hogrefe

Wanders, Sibylle (2013): Gewaltfrei Lernen. Das Trainingsprogramm für die Grundschule. Durch Bewegung zur sozialen Kompetenz. Weinheim und Basel: Beltz

www.gewaltfreilernen.de

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